Erinnerungsstücke zu Zeitzeugnissen machen
Wollen auch Sie helfen, die Erinnerungen an die Geschichte des Fach- und Führungskräfteverbandes (ehemals IHK-Geschäftsführerverband) zu bewahren? Dokumente des Verbandes liegen in der Deutschen Nationalbibliothek, im Westfälischen Wirtschaftsarchiv in Dortmund (dem "offiziellen" Archiv des Verbandes) und in den mit den IHKs verbundenen Wirtschaftsarchiven.
Zur Ergänzung der Bestände wird neben jüngeren und älteren Kollegentagsbroschüren auch die Festschrift von 1991 gesucht, die unter dem Titel „100 Jahre“ von Prof. Dr. Harald Winkel verfasst wurde. Ebenso wertvoll sind Fotos aus den Jahren vor 2005 sowie Protokolle von Folgetreffen zu Westerham-Seminaren und anderen Arbeitsgruppen usw.
Was Ihnen wertvoll ist, kann ebenso wertvolles Zeugnis für die Gemeinschaft sein. Wenn Sie den Verband unterstützen möchten, können Sie sich hier melden.
Was wollten die Gründer des Fach- und Führungskräfteverbandes der IHKs und AHKs (ehemals IHK-Geschäftsführerverband), aktive Handelskammersekretäre, als sie sich im Juni 1891 zu einer ersten Tagung auf Reichsebene in Dresden trafen? Sie wollten sich persönlich besser kennen lernen und auf einer Vertrauensbasis praktische Erfahrungen und Meinungen austauschen. Die Zusammenkünfte wurden betont als privat bezeichnet, um offen miteinander sprechen zu können und jede Verwechslung mit offiziellen Kammerzusammenkünften, bei denen nicht selten harte Widersprüche aufeinander prallten, zu vermeiden.
Am Ziel und der Methode, durch persönliche Vertrautheit Hemmnisse in der Organisation zu überwinden, hat sich seit der Gründung nichts geändert. Nur wurde der selbst gewählte Aufgabenkatalog sehr viel breiter. Konzentrierten sich die Sekretäre, Syndici und Geschäftsführer zunächst darauf, offizielle Entscheidungen vorzubereiten und Beschlüsse praktikabel umzusetzen, so ist es jetzt selbstverständliche Aufgabe des Verbandes, durch Konzepte, Grundsatzdebatten und Pilotprojekte die Gesamtorganisation voranzubringen.
Verhandlungsthemen waren in den ersten Jahrzehnten meistens organisatorische Probleme, oft recht einfacher Natur. Das änderte sich nach dem Ersten Weltkrieg, als die Büroleiter der in der Kriegswirtschaft schnell gewachsenen Belegschaften sich in einer eigenen Vereinigung organisierten. Die Geschäftsführer konzentrierten sich auf Grundsatzdiskussionen. Nicht selten standen dabei Standesfragen und die Altersversorgung auf der Tagesordnung. Dies war naturgemäß in den Umbruchszeiten nach den beiden Weltkriegen, als die frühere Rechtsordnung nicht mehr galt, häufiger. Aber selbst in diesen Jahren wurde peinlich der Eindruck vermieden, eine Gewerkschaft zu sein. Vorrangig war immer das Gesamtinteresse der Wirtschaft und der Kammerorganisation.
Nach der Wiedergründung des 1934 zwangsweise aufgelösten Verbandes 1948 standen neben drängenden praktischen Fragen wie der Exportförderung (Mitgliederversammlung 1951 in Flensburg) bis zum Erlass des IHK-Gesetzes 1956 verständlicherweise existentielle Fragen im Vordergrund: Die Rolle der IHKs in der sich entwickelnden neuen Wirtschaftsordnung, die Rechtsvereinheitlichung (in der Amerikanischen Zone war die Pflichtmitgliedschaft suspendiert), die Zusammenarbeit zwischen IHKs und DIHT. Dabei waren Fremdreferenten die Ausnahme, die Teilnahme von Kollegen aus dem Ausland aber fast die Regel. Einzeln oder in kleinen Gruppen reisten sie aus Frankreich, den Niederlanden, Belgien, Luxemburg, der Schweiz, Italien und Österreich an.
Nach 1956 wurden den Jahrestagungen dann immer wieder Themen gewidmet, die den Horizont erweitern sollten: Die Entwicklung der Wirtschaftswissenschaften, EG-Agrarpolitik oder Stabilitätsgesetz. In den siebziger Jahren wurden Organisationsfragen neu diskutiert, wobei eine vom Vorstand eingesetzte Arbeitsgruppe von 1972 mit dem Thema „Prioritäten der Kammerarbeit“ es zunächst nicht in die Mitgliederversammlung schaffte. Eine zweite Gruppe mit dem gleichen aber grundsätzlicher angesetzten Thema gestaltete 1980 den Kollegentag in Stuttgart und löste eine lebhafte Diskussion zwischen serviceorientierten, die hoheitlichen Aufgaben betonenden und ordnungspolitisch orientierten Kollegen aus. Dies und die jetzt sehr systematisch angefasste Aufgabe der Nachwuchsförderung waren der Auftakt dafür, dass der Verband sich zunehmend als Motor der Entwicklung der Kammerorganisation verstand – wieder einmal eine Zeitenwende!
Auch die Qualifizierung des Berufsnachwuchses war seit den fünfziger Jahren immer wieder Thema. Der Vorstand setzte 1980 unter Runar Enwaldt eine Arbeitsgruppe ein, deren Konzept eines Einführungsseminars 1982 in Westerham/Obb. umgesetzt wurde. Das war der Beginn systematischer Personalentwicklungsarbeit, die vom Verband seitdem immer höchste Priorität und durch den ehrenamtlichen Einsatz für den Fach- und Führungskräfte-Verband durch sehr viele Kolleginnen und Kollegen als Seminarleiter und Dozenten seine Überzeugungskraft erhielt. Bis heute haben rund 1.800 neue Mitarbeiter der IHK-Organisation ein Einführungsseminar absolviert.
Der „Blaue Riese“, das systematische Qualifizierungsangebot von Verband und DIHK-Bildungs-GmbH, war 1990 die zweite Stufe der Personalentwicklungsarbeit, Ergebnis einer erneut vom Verband initiierten Arbeitsgruppe. Dieser Kreis unter Leitung von Dr. Reinhold Kolck, später Michael Stein und Dr. Matthias Fonger bereitete mit dem DIHK die Grundlagen für das PE-Office vor, das heute ein differenziertes Qualifizierungsprogramm für alle Mitarbeiter koordiniert und erweitert. Der Verband stützt dies mit großer Aufmerksamkeit; aktuell trägt Arne Rössel, IHK Koblenz, dort Verantwortung. Unser Spitzenprodukt ist das Personalentwicklungs-Programm (PE-P) für zukünftigen Führungsnachwuchs der zweiten und ersten Ebene. Es wurde 1992/93 in Baden-Baden entwickelt und wird seitdem dort mit großem Erfolg durchgeführt.
Dem Verband stellte sich nach dem Jubiläumsjahr 1991 zunächst die Aufgabe, verschiedene Mitgliedergruppen stärker in das Verbandsleben einzubeziehen. Das waren zunächst die neuen Kollegen aus Ostdeutschland. Ihnen wurden die Kollegentage in Halle (Saale) und Bad Doberan gewidmet und ein paralleles Einführungsseminar für wissenschaftliche Mitarbeiter wurde in Oberhof, später in Kleinmachnow und Wernigerode angeboten.
Um die vielen Kollegen aus der wachsenden Zahl von Auslandshandelskammern und Delegationen enger in die Arbeit und die Kollegenschaft einzubeziehen, war die AHK-Europakonferenz 1993 in Budapest, an der auf Anregung des Verbandes 25 IHK-Hauptgeschäftsführer teilnahmen, der zündende Auftakt. Die Kollegentage 2001 mit der „Papenburger Erklärung“, dann 2013 und 2015 in Mailand bzw. Luxemburg zeigen, dass diese Aufgabe erfolgreich angegangen wurde.
Die dritte Gruppe waren dienstjüngere Kolleginnen und Kollegen, die darauf drängten, nicht nur qualifiziert zu werden, sondern mitzureden und Denkanstöße zu geben. Dies konnten einige Arbeitsgruppen aus den Einfügungsseminaren schon beim Kollegentag 1994. Die Kollegentage 1996 bis 1999 und 2005 wurden fast vollständig durch jüngere Kollegen vorbereitet und gestaltet – eine Initiative des Ehrenmitglieds Dr. Andreas Herting. Heute stellen die PE-P-Absolventen regelmäßig ihre der Organisationsverbesserung gewidmeten Crew–Arbeiten bei den Kollegentagen vor.
Schließlich wurde das dringlich gewordene alte Thema – wie können Unternehmerpersönlichkeiten für das IHK-Ehrenamt gewonnen werden – 2011 durch Walter Keilbart in Passau wieder aufgenommen. Dr. Andreas Herting war es auch, der den Satzungsauftrag Förderung der Gesamtorganisation wörtlich nahm und mit der Initiative für Betriebsvergleiche als Fundament für das heutige Qualitätsmanagement-System die Gesamtorganisation vorwärts bewegte. Es folgte das Thema Marketing. In Saarbrücken wurden auf Initiative des Verbandes Grundlagen gelegt, die inzwischen längst auf DIHK-Ebene umgesetzt sind. Die größten Verdienste hieran hat der Saarbrücker Präsident Dr. Richard Weber, der das Konzept dann auch in den IHKs und im DIHK vertreten und zum Erfolg geführt hat.
Zukunftsweisend war dann 2002 im gleichen Sinne für die IHK-Gesamtorganisation der Hamburger Strategieworkshop „Signale des Bundesverfassungsgerichts: Spielräume nutzen, Grenzen erkennen“, initiiert vom Verbandsvorsitzenden Prof. Dr. Hans-Jörg Schmidt-Trenz. Zudem stand die Intensivierung des Gedankenaustauschs mit den ausländischen Kollegen im Fokus. Der früher informelle Erfahrungsaustausch mit ihnen wurde im Arbeitskreis Europäische Hauptgeschäftsführer institutionalisiert. Der jeweilige Vorsitzende des IHK-Geschäftsführerverbandes ist dort Mitglied. Parallel wurden Fachgespräche über Kammerorganisation, Berufsbildung und Qualitätsmanagement in größeren binationalen Arbeitstreffen von IHK-Geschäftsführern in München, Lille, Darmstadt, Groningen, Hamburg und London intensiviert.
Die Kraftquelle der erfolgreichen Arbeit des Fach- und Führungskräfte-Verbandes in den vergangenen Jahrzehnten war und ist das Engagement der Mitglieder, das erlaubt, die Arbeit auf immer mehr Schultern zu verteilen, auf die im Zeitablauf wechselnden Vorstandsmitglieder, die Seminarkoordinatoren und Projektleiter, die Teilnehmer aus den Nachwuchsseminaren und nicht zuletzt die zahllosen Referenten. So konnten den IHKs und AHKs, die für Kollegentage, Vorstandssitzungen, Seminare und Workshops Gastfreundschaft gewährten, etwas zurückgegeben werden.
Auszüge aus dem Beitrag „125 Jahre Initiative und Solidarität“ von Jan Eder in der Festschrift „125 Jahre Verband der Geschäftsführer deutscher Industrie- und Handelskammern“, 2016